
Ihr Lieben,
ich stelle gerade mit Schrecken und Erstaunen fest, wie lange ich schon nicht mehr geschrieben habe. Gut - ihr könnt jetzt denken, ihr ist nichts eingefallen, sie war zu faul oder hat es schlichtweg vergessen. Und genauso ist es. Darum der Schrecken, dass ich tatsächlich vergessen habe, mich um den Artikel zu kümmern. Ich bin noch nicht in dem Alter, wo es "normal" wird, dass man Dinge vergisst. Ja, ich bin gestresst, was aber mit meiner ganzen Situation zusammenhängt. Die Arbeit ist zur Zeit sehr anstrengend für mich. Wie so viele haben auch wir keine Leute . Wir können einfach keine MFA finden, die stressresistent und belastbar ist, Vollzeit arbeiten möchte und auch zu uns passt. Work-Life-Balance ist heute wichtiger als alles andere. Es kann ja wohl nicht angehen, dass ich mit meinen Erkrankungen versuche, die Praxisbetrieb aufrecht zu erhalten und dabei absolut über meine Grenzen gehe. Zwischen zwei Arbeitstagen brauche ich einfach einen freien Tag, um mich zu erholen und damit ich am darauffolgenden überhaupt wieder losgehen kann. Arbeite ich mehrere Tage hintereinander, ist für mich die Woche gelaufen. Wir Fibros sind nun mal nicht voll oder gar nicht mehr belastbar. Dass ich überhaupt noch arbeite hat mit dem Umstand zu tun, dass es mich von meinen Problemen ablenkt. Außerdem macht mir meine Arbeit immer noch sehr viel Spass und Freude, dieses Pensum kann ich aber nicht mehr lange durchhalten. Wenn nicht bald eine gute Kraft zu uns stößt, kann ich nur noch aufgeben, was ich dann für mich sofort als persönliche Niederlage deklariere..
Ich habe mir überlegt, wirklich bei den Jahreszeitenwechseln zu schreiben, denn ich merke an mir selber, dass die Jahreszeiten mit ihren verschiedenen Wetterlagen, uns Fibros ganz schön zusetzen kann. Ich bin immer auf der Suche nach Artikeln, Studien und Nachrichten aus dem Web, wo ich evtl. Neues für uns erfahren kann. So viel gibt es da leider nicht, weil unsere Erkrankung immer noch nicht für voll genommen wird, sich vielleicht auch kein Ansatz finden lässt, wo oder wonach man forschen soll. Ich habe viele Erfahrungsberichte gelesen, die alle mit meiner eigenen Geschichte übereinstimmen und mit Sicherheit auch mit euren. Ich arbeite in einer Praxis für Allgemeinmedizin und Innere Medizin. Wir sind Lehrpraxis der Universität Bielefeld und haben einen Forschungsauftrag der Uni Bochum. Ich sehe Tag für Tag Patient*innen, die ähnliche Beschwerden äußern, aber noch nicht soweit sind wie wir, die wir wissen, wo unser Manko liegt. Es ist für mich erschreckend zu sehen, wie viele Menschen die fibrotypischen Anzeichen haben. Manchmal versuche ich Patient*innen, die mir mehr am Herzen liegen, auf dieses Thema hinzuweisen und wenn sie dann fragen, was das ist, bekommen sie Antworten. Einigen fällt dann gleich alles aus dem Gesicht, weil sie sich darin wiedererkennen, andere tun so, als ginge sie das nichts an. Da denke ich, dass es sich dabei sogleich um einen Verdrängungsmechanismus handelt. Sie müssen dann eben den langen Weg von einem Arzt zum anderen gehen. Da kann ich auch nichts mehr machen, dann ist das so. Ich stehe jedem für ein Gespräch zur Verfügung, man darf mich einfach ansprechen.
So, soviel dazu.
Jetzt möchte ich über mich berichten, wie ich den Sommer überstanden habe. Ich habe im Sommer meistens mehr Beschwerden, als zu anderen Jahreszeiten. Ich denke, es liegt an der hohen Luftfeuchtigkeit. Da fällt mir alles viel schwerer, die Arme und Beine fühlen sich lahm an, viel dicker als sie eigentlich sind, dann die Gelenke und wenn es ganz dicke kommt, die Muskeln und Sehnen, deren Ansätze und die verflixte Haut, die sich nicht mehr berühren lässt. Selbst im Urlaub geht es nicht besser. Dann kann ich großartig nichts machen, laufen geht nicht, wandern geht nicht, klettern geht nicht, Radfahren geht nicht, nur Schwimmen. geht, wenn ich denn von meiner Liege bis zum Wasser komme. So ist das mit mir. Für mich ist Urlaub dann nicht unbedingt erholsam, einzig das von zu Hause weg sein und sich bedienen lassen können bringt etwas Erholung.
Was mich etwas glücklicher macht, ist, dass ich es geschafft habe 18 kg abzunehmen. Durch mein höheres Gewicht, habe ich einen Prädiabetes entwickelt habe, d.h. meine Zuckerwerte sind erhöht, aber mein Langzeitblutzuckerwert (Hba1c) ist noch im Normbereich, wozu der Diabetologe meinte, ich bekäme mit Sicherheit irgendwann einen Diabetes mellitus Typ 2, er könne mir nur nicht sagen, ob in einem halben Jahr oder in 5 Jahren. Da habe ich mir gedacht, wenn ich es irgendwie hinauszögern oder verhindern kann, dann will ich es versuchen. Eine Ernährungsumstellung ist dann unumgänglich. Wenig Fleisch, viel Gemüse und Wasser. Es geht, wenn man es wirklich will. Wenn ich viel trinke, habe ich keinen Appetit mehr. Ich fühle mich viel wohler. Mein Ausgangsgewicht vor der Zunahme habe ich aber noch lange nicht erreicht, möchte ich auch nicht mehr, da war ich tatsächlich ganz schön dünn. Zwei Kleidergrößen weniger sind schon eine Menge, finde ich. Und ich habe das Gefühl, dass ich leichter durchs Leben gehen kann. Ich habe auch keinen akuten, längeren Fibroschub gehabt, wie es sonst regelmäßig der Fall war.
Außerdem habe ich mich hinreißen lassen, auf eine Anzeige im Netz zu reagieren. Dort wurde mir ein Nahrungsergänzungsmittel angepriesen, welches die Fibroschmerzen vermindern oder sogar ganz löschen können soll. Ich nehme sie jetzt seit 4 Monaten, und weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich weniger extreme Schübe habe, oder ob es an der Gewichtsabnahme liegt. da stecke ich gerade in einem Dilemma. Die Kapseln sollen angeblich eh erst nach einigen Monaten wirken. Also wird es eher das niedrigere Gewicht sein, was mir hilft. Es gibt so viele Nahrungsergänzungsmittel, die das Non-plus-ultra bei Fibromyalgie sein sollen und wir lassen uns immer wieder darauf ein, weil wir so gerne Hilfe hätten. Der Markt mit uns scheint zu florieren. und wir sind danach umso enttäuschter, wenn es wieder für die Katz war und auch noch viel Geld gekostet hat. Denn Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht verordnet werden. Ich werde hier keine Werbung explizit für mein Mittel machen. Wer wissen möchte, welches es ist, kann mich gerne anschreiben.
Und nun wieder meine Bitte: schreibt mir, ich beiße nicht. Auch ich bin dankbar für Tipps jeder Art, die uns das Leben mit der Fibromyalgie vereinfachen können.
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